durch Jaipur‘s Straßen

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Dass ich vor 09:00 zum Frühstück komme, kann ich mir wohl abschminken. Es war heute allerdings auch nicht wirklich etwas geplant, da ich fälschlicherweise angenommen habe, dass auch heute auf den Straßen Holi gefeiert wird, was aber nur am zweiten Tag des Fests (also morgen) so sein soll. Somit habe ich mir der Früh dann auch Zeit gelassen und dann entschieden nur durch die Straßen und Gassen von Jaipur zu wandern. Die angedachte Alternative, die Festung Amer (früherer Name Amber), hat nicht offen, da sie, wie viele Sehenswürdigkeiten in Indien an Holi geschlossen hat.

Ich bin dann wieder – diesmal entlang eines anderen Wegs – zum Hawa Mahal spaziert. Dort habe ich mich wieder ins Café gegenüber gesetzt – und siege da, es kam mir besser vor als gestern – auf jeden Fall war die Bedienung viel freundlicher.

Nach einem ziellosen Herumspazieren durch das Zentrum begann ich eine Toilette zu suchen- etwas, dass jeder Indienreisende schon einmal als Herausforderung empfunden hat. Nachdem die lokale Variante (nur für Männer), die mittlerweile seltener zu sehen ist, sich einfache an eine Wand zu stellen, für mich sicher nicht in Frage kommt, bin ich dann halt wieder Richtung Jantar Mantar gegangen, denn da konnte ich mich erinnern, dass sich dort eine öffentliche Anlage befand. Diese war kostenpflichtig (5 Rs, also ca. 6,5 Cent) und überraschend gepflegt – einzig die Seifenspender traute ich mir dann nicht anzufassen.

Wie schon gestern habe ich heute auf Kappe und Sonnenschutz vergessen – wahrscheinlich weil es in der Früh noch nicht so warm ist und der Dunst über der Stadt liegt. Auf jeden Fall merkte ich schon, dass die Sonne mir nicht mehr ganz so gut tut, wenn sie mir auf den Kopf scheint.

Habe mich dann entlang der Schattemseitem der Straßen weiterbewegt und als ich bei einigen Kleidungsgeschäften vorbei gekommen bin und so Holi Gewänder gesehen habe (weiße Hose und weißer langer Oberteil), entschloss ich mich für morgen auch so etwas zu kaufen. Ich bin mir zwar sicher zu viel dafür ausgegeben zu haben, aber da ich weder von einem Geschäft zum anderen rennen wollte und ich handeln nur als ätzend empfinde (20 % weniger waren es dann eh), habe ich es um meine mitgenommene Kleidung zu schützen, trotzdem gekauft. Farben für das Holi-Fest gab es ja auch schon heute zu kaufen, aber da ich keine Ahnung habe, wie das ablaufen wird, habe ich es für heute sein lassen.

Bin dann mit einem Metro-Mini, dem Nachfolger der Piaggio-Motor-Rikschas, zum „Monkey Temple“ Sunya Mandir gefahren – bisher kannte ich nur den Galtaji-Tempel mit seinen Affen. Der Weg zum Tempel ist eher unspektakulär, außer dass hier neben Affen auch ,Ziegen, Rinder (leider auch ein mutiertes Tier mit fünften Bein), Hunde und Schweine den Weg zum Tempel hinauf zu sehen sind (natürlich in der prallen Sonne). Vom sehr kleinen und einfachen Tempel hat man einen schönen Blick über die Stadt, von der man aufgrund des Smogs aber doch nur Schemen sieht. Wie immer wenn Affen in der Nähe sind, bin ich sehr vorsichtig und habe die Kamera nicht aus dem Rucksack geholt, denn die Tiere sind diebisch (neugierig) und wenn man nicht loslässt auch aggressiv. Natürlich liegt es daran, dass sie von Menschen gefüttert werden und jede Scheu verloren haben. Ein Mann hatte einen Sack voll mit in Plastik verpackten Weißbrot an die Affen verteilt – natürlich ohne das Brot vorher aus dem Plastik zu nehmen – und auch Bananen und Mandarinen lagen in großer Menge herum. Die Affen wirkten total entspannt, aber ihre Neugierde darf man nie unterschätzen – und es wäre ja auch nicht das erste Mal, dass mir ein Affe etwas aus der Hand „klaut“. Bevor ich mich auf den Weg auf den Hügel machte, hat sich noch ein junger Mann als Beschützer aufdrängen wollen (inklusive Futter für die Affen) und war auch nur mit etwas unfreundlicher Bestimmtheit davon abzubringen (auch das ist Indien, wie es immer war). Zurück im Stadtzentrum, habe ich mich entlang des Bapu Bazar auf den Rückweg gemacht. Als mir jemand versuchte rosa Lederpantoffel zu verkaufen (für mich), musste ich aufpassen nicht laut zu lachen, denn das wäre sicher als Beleidigung empfunden worden. Hier dreht sich alles um Stoffe (meistens verarbeitet), Schuhe (im traditionellen Stil), Armreifen und ähnliches. Eigentlich hätte ich gerne einen Chai getrunken, aber hier gab es nur frisch gepressten Zuckerrohrsaft, Lassi, Eiscreme und Kaffee (Nescafé). Beim Indian Coffeehouse habe ich dann aufgegeben und mir einen Kaffee bestellt (wie immer bei der Kette war der Kaffee gut, aber das Ambiente war sehr nüchtern). 50 Meter vor dem Hotel gab es dann einen Chai-Stand – und der wird, wenn man in gleich vor Ort trinkt, in Papierbechern mit Nescafé-Aufschrift serviert – zum Mitnehmen gibt es ihn in kleinen Plastiksackerln. An der M I Road befinden sich eher die exklusiveren Geschäfte und Lokale und das spiegelt sich dann auch in der zeitgemäßen Architektur wieder (also es sieht dann so aus, wie überall auf der Welt) – bis auf ein Juwelengeschäft, welches im traditionellen Stil erbaut wurde (oder so gut hergerichtet, dass es neu wirkt).

Ich war dann auch im gleichen Lokal wie gestern Abendessen, denn in Gegend gibt es hauptsächlich Kebab-Lokale und das Essen gestern war ja gut. Auch heute hat’s wieder sehr gut geschmeckt – Dal Makhani ist halt eines meiner Lieblingsgerichte. Die Preise in Indien sind zwar noch immer niedrig, aber ganz so günstig ist es auch nicht mehr (knapp über drei Euro mit Garlic Naan). Nachher bin ich wieder in der Hotelbar gelandet.


9. März 2020