Bodhgaya – Puja

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Da es über Nacht zu regnen aufgehört hat, nutze ich den Vormittag um die Tempel zu besichtigen, die ganz in der Nähe des Hotels liegen. Auffallend waren die wenigen ausländischen Touristen (wenig überraschend). Der Indosan Nipponji und die Royal Buthan Monastry liegen (fast) auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Hotels und das Wat Thai Buddhagaya an der Kreuzung zur Hauptstraße. Der einzige Temepel, den ich noch nicht kannte war der mongolische Tempel, der aber geschlossen war.  Zum Abschluss bin ich zu der 25 Meter Buddhastatue marschiert. Da die Straßen und teilweise bis gar nicht asphaltiert sind und es doch zwei Tage lange geregnet hat, war’s oft noch gatschig.

Zu Mittag hat mich Ranjan’s Bruder abgeholt und zur Schule gebracht, da für heute eine deutsche Pilgergruppe mit knapp über 30 Personen angekündigt war. Die kamen dann wegen einiger Verkehrsprobleme erst eineinhalb Stunden später und ich war fasziniert, wie diszipliniert die Kinder gewartet haben. Unterricht war so und so keiner vorgesehen und mit morgen werden die Schulen wegen des Covid-19 in Indien geschlossen – auch in Bihar, wo es noch keinen einzigen Fall gab.

Als die Gruppe, die ihrem Lehrer, der schon öfter Kontakt mit Brajesh (mit Ranjan die treibenden Kraft im Schulvorstand) hatte, dann kam, wurden erst Reden gehalten (zu meiner geringen Begeisterung wurde ich auch ans Mikrofon gebeten) und dann haben die Kinder gesungen und getanzt, wobei hier die Gäste zum Mitmachen motiviert wurden, da ich mich von den Kindern bereits vor 2 Jahren überreden habe lassen, wird von mir kein Nein mehr akzeptiert – selber schuld . Die Gruppe ist nach der Übergabe eines Spendengeldbeutels dann weitergezogen zum Mahabodhi-Tempel. Danach wurden die Kinder, die ja alle noch kein Mittagessen hatten nach Hause geschickt – erst die Buben und kleineren Mädels und ein paar Minuten später die Mädchen.Die Kinder, die in der Schule übernachten, sind mit mir dann zu Ranjan“s neuem Haus gefahren – der Zeitplan schien schon ein wenig durcheinander und Ranjan wirkte leicht gestresst.

Ranjan“s neues Haus ist eigentlich noch ein Rohbau, aber da ich jetzt hier bin, muss auch jetzt die Eröffnung erfolgen.  Als dann alle da waren – Ranjan‘s Familie (eigentlich die seiner Frau), Freunde und eben die Kinder, wurde mir die Ehre zu teil, das Band zum Haus zu durchschneiden – meine erste und hoffentlich letzte Eröffnung. Danach gab es in einem Zimmer des oberen Stockwerks eine religiöse Zeremonie (Puja), bei der eigenartigerweise Ranjan nicht dabei war, sondern Aditya (unter Anleitung seiner Mutter) die zu tätigen Handgriffe durchführte. Die Zeremonie läuft nicht so ernst ab, wie im christlichen Umfeld, was es mir ermöglichte auch ein wenig zu fotografieren ohne als Störung empfunden zu werden. Dass mir andauernd ein Sessel angeboten wird, geht mir langsam auf Nerven, auch wenn ich weiß, dass es respektvoll und nett gemeint ist.

Während der Puja ist unten gekocht worden und nach dem Ende der Zeremonie bekamen erst die Kinder, die sicher alle schon Hunger hatten, zu Essen. Bei solchen Anlässen ist es üblich, dass der Gastgeber jeden bedient, d.h. mit Töofen herumgeht und jedem Gast (und in dem Fall sind die Kinder auch Gäste) die Speisen auf den Teller legt. In dem Fall ein Erdäpfelgericht, eines mit Kichererbsen, Roti (indisches Brot) und ich glaube Kheer (ein Reisgericht). Es wird auch so lange immer nachgefüllt, bis alle satt sind.

Als die Kinder fertig gegessen haben, kamen die Erwachsenen (außer den speziell geladenen Personen) an die Reihe. Bisher haben alle, wie in Indien üblich am Boden sitzend gegessen. Brajesh, der Schuldirektor, ein mir bis dahin nicht bekannter Mann und ich bekamen es dann auf den Sesseln sitzend (mit Sesseln als Tisch, da noch keiner da war) serviert – war wie immer einfach köstlich.

Die Mädchen aus der Schule, die mitgekommen waren und ja dort nicht nächtigen können, wurden dann nach Hause gebracht. Danach wurde die Musik aufgedreht und getanzt (also die Kinder haben getanzt und ein wenig Ranjan‘s Schwägerin). Ich wurde immer wieder auf die „Tanzfläche“ – erst die Straße vor dem Haus und nach Einbruch der Dunkelheit in der zukünftigen Garage – gezerrt (hin und wieder gelang es mir Brajesh mitzuschleifen). Irgendwann (so um 19:30) war Schluss und der Schuldirektor, die Lehrerinnen und die Kinder mussten zurück (inkl. der Box, dem Kochutensilien usw.). Danach ist aus Ranjan‘s Familie in die Wohnung gefahren und es gab noch eine „Männerrunde“, die wenn Bihar nicht ein striktes Alkoholverbot hätte, bei Bier und Whisky zusammengesessen wäre. Von der Kommunikation habe ich vieles leider nicht mitbekommen, da hauptsächlich Hindi gesprochen wurde, aber das bin ich ja schon gewöhnt (auch aus meiner thailändischen Geschichte).


15. März 2020