Bodhgaya – Gyanjyoty Academy

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Nach einer unruhigen Nacht – mit Klimaanlage kann man nicht schlafen, da sie laut ist und einem die Luft ins Gesicht bläst und ohne Klimaanlage wird es unangenehm warm. Auch die Lautstärke in dem Hotel, wo so gut wie keine anderen Gäste übernachten, hat nicht geholfen. Auch wenn das Bad ein wenig ekelhaft ist, habe ich keine Insekten dort entdeckt.

Frühstück-Buffet gab es keines, aber man ich konnte bestellen was ich wollte und die Qualität war ganz gut. Nach dem Frühstück habe ich noch die Seite des BMEIA betreffend Indien geprüft und festgestellt, dass Indien offensichtlich die Visa für Touristen betreffend Einreisen außer Kraft gesetzt hat und ich konnte entnehmen, dass dies keine Auswirkung auf Personen, die sich bereits im Land befinden, haben soll. Irgendwie schon eine eigenartige Situation, weswegen ich mich nun auch auf  der Webseite des Außenministeriums (BMEIA) registriert habe, damit die Botschaft zumindest weiß, das ich im Land bin und hoffe, dass sich dies als irrelevant herausstellen wird. Werde nun jeden Morgen und (wenn möglich) Abend die Indien-Seite des Außenministeriums auf Änderungen kontrollieren.

Ranjan hat mich dann abgeholt und wird nach Sujata (ein Dorf auf der anderen Seite des Flusses) gefahren, wo sich die Gyanjyoty Academy befindet. Das Schulprojekt wurde vom Ranjan mitbegründet und hatte bisher ca. 270 Schüler, von denen der Großteil die Schule auch noch besucht. Mittlerweile hat die Schule auch eine Art Internat, also die Möglichkeit, dass die Schüler dort übernachten und verköstigt werden. Seit dem letzten Mal, wo ich hier war, wurde der Bau fertiggestellt und ein weiterer Ausbau ist auch nicht geplant, da man sonst mit der langfristigen Finanzierung Probleme bekommen würde.

Einige der Kinder habe ich wieder erkannt, aber die meisten Gesichter waren mir neu (ok, alle 100, die beim letzten Besuch da waren, habe ich mir sicher nicht gemerkt). Heute waren, da gerade die Holi-Ferien zu Ende gegangen sind, nur 72 Schüler da (weiß ich nur, weil am Ende des Schultages abgezählt wurde). In der Früh wird mit einem leicht militärischen Drill etwas Morgengymnastik gemacht und dann geht es in die Klassen. Irgendwie kamen mir die Kinder dann teilweise etwas alleine gelassen vor, aber der Eindruck kann auch täuschen. Ich wurde dann kurz in die Klasse der jüngsten Kinder gesetzt und dort haben einige „brav“ mitgearbeitet und andere haben sich mit Papierkugeln beworfen – die Lehrerin hat’s mir scheint nicht weiter gekümmert. Sie hat dann ein paar Schüler(innen) „überredet“ mir zu zeigen, was sie so gelernt haben (in dem Fall das englische ABC, die englischen Zahlen und die Wochentage). Mir sind solche Situationen immer sehr unangenehm, denn ich fühle mich hier gänzlich falsch am Platz (und denke, dass ich es auch bin).

Am Ende der Mittagspause wurde wieder (war auch bei meinem letzten Besuch so) Musik aufgelegt und ich konnte mich nicht mehr der Aufforderungen erwähren dazu „mitzutanzen“ (was ich da tue kann man wahrlich nicht als Tanzen bezeichnen). Die Kinder haben aber teilweise ein sehr ausgeprägtes Talent dafür – einige wollten aber auch so gar nicht mitmachen (kann ich gut verstehen).

Ranjan hat mich dem Motorrad (mit dem Auto ist hier vieles nicht erreichbar) zur anderen Seite des Dorfes mitgenommen, wo er ein Stück Land (ca. 2000 m2) erworben hat. Dort soll bald eine Straße gebaut werden, die zu einer Brücke führen wird, mit deren „Bau“ schon begonnen wurde. Dieses Grundstück kann, wenn die Straße einmal fertig ist, vielseitig genutzt werden (aktuell wird Weizen darauf angebaut). Wie hatten aufgrund des Regens etwas mehr Zeit verbracht, da wir unter einem Vordach warten mussten, bis es wieder aufhörte. Ein weiteres Grundstück, welches allerdings für ein französisch finanziertes Projekt im Gesundheitswesen gedacht ist, hat er ebenfalls schon gekauft.

Zurück in der Schule bekam ich noch ein Mittagessen und blieb noch bis die Kinder, die hier nicht im Internat sind, heimgehen konnten. Die Buben, die dann noch hier waren (aktuell gibt es nur einen Raum, wo die Kinder nächtigen können, also musste man sich entscheiden, ob für Mädchen oder Burschen mehr Bedarf existiert), bekamen noch ein einfachen Essen (Reis mit Sauce) und hatten dann Freizeit. Im Laufe der nächsten Stunde, in der ich noch da war, kamen noch ein paar Mütter mit den Söhnen vorbei um sie „abzugeben“. Die Kinder hier stammen meist aus Familien mit nur einem Elternteil und die mehrere Kinder haben und Unterstützung bei der Versorgung benötigen (oder um Waisenkinder, die von Verwandten betreut werden). Wie die alle (30 Kinder) in dem kleinen Raum schlafen können war mir aber nicht ganz klar.

Am späteren Nachmittag, nachdem ich wieder im Hotel war und es eine Regenpause gab, bin ich noch auf einen Kaffee gegangen, denn viel mehr konnte ich nicht tun.

Am Abend war ich wieder (ähnlich wie am Vortag) bei Ranjan Essen. Diesmal kam es allerdings zu einigen (auch längeren) Stromausfällen, die sehr wahrscheinlich mit dem einhergehenden heftigen Gewitter zusammen gebracht werden konnten. Starker Regen ist in dieser Jahreszeit für Bihar sehr unüblich (sogar Regen im Allgemeinen) und kann für die Landwirtschaft, in diesem so und so schon eher armen Gebiet, dramatische Folgen haben.


13. März 2020