Sri Lanka 2004

Nach meiner Ankunft in Sri Lanka habe ich mich gleich nach Kandy aufgemacht, welches in Mitten des Landes liegt. Hier wird eine der bedeutendsten Buddhareliquien aufbewahrt, der bei der Verbrennung übriggebliebene obere rechte Eckzahn (so sagt man). Die Stadt selbst ist um einen künstlichen See angelegt, hat aber nur wenig Charme. Die Leute, wenn sie einem nicht gerade etwas verkaufen wollen, sind nett und sehr an den Tourismus gewöhnt. Wenn ich mich wieder melde, gibt es dann schon mehr zu lesen.

Kandy, 31.10.2004

Nun sitze ich hier am Strand und es regnet und regnet und ... - erfreulicherweise handelt es sich hier um den ersten reinen Regentag der Reise - mehr oder weniger heftige Wolkenbrüche sind aufgrund der Reisezeit aber an der Tagesordnung.

Den ersten Tag der Reise widmete ich Elefanten und Pflanzen. Neben dem Besuch eines Elefanten-"Waisenhauses" in Pinnewala wollte ich auch wissen, wie es ist auf einem solchen Riesen zu reiten - und es ist ein sehr eigenartiges Gefühl, wenn man bei jedem Schritt des Tiers spührt, wie sich die Schultern unter einem bewegen. Entspannend war dann der Besuch des Botanischen Garten in Peradeniya, der von den Briten angelegt wurde und der mit sehr schönen Exemplaren aufwarten kann. Dort wurde ich für einige junge Singhalesen zum interessanteren Motiv zum posieren, als die teilweise gewaltigen Pflanzen.

In Kandy, der ersten Königsstadt die ich mir anschaute und auch gleichzeitig der jüngsten, ist neben dem Sri Dalada Maligawa-Tempel, dem Aufbewahrungsort der heiligen Zahnreliquie, und dem künstlich angelegten See nicht viel sehenswertes zu finden. Die täglich abgehaltenen Zeremonien, bei der Buddhisten Geschenke an den Tempel darbringen, sind eine Mischung aus Routine (von Seiten des Tempels) und tiefster religiöser Gefühle.

Von dem auf ca. 500 Meter gelegenen Kandy ging's weiter in die wärmeren Gebiete, wo es dann auch schon einiges über 30 Grad hat. In Dambulla fand ich einige Kilometer vom Ort entfernt ein ganz nettes Quartier, das neben einem der alten Stauseen im Dschungel liegt und noch keinen Strom hat, dafür aber um so mehr Atmosphäre. Das extremste aber war das Abendessen, welches sicher für zwei oder drei Personen ausgereicht hätte: vier unterschiedliche Currys, ein riesiger Haufen Reis, Salat, Brot unf frische Früchte - das ganze bei Kerzen- bzw. Öllicht. Danach blieb mir eh nichts anderes, als in der Hängematte zu entspannen.

Die Attraktion Dambullas sind die Tempelhöhlen, in denen eine Unmenge von Buddhastatuen zu sehen sind - in sitzender, stehender oder liegender Position. Die Höhlen sind auch noch mit Szenen aus dem Leben Buddhas ausgemalt.

Von Dambulla machte ich einen Abstecher nach Sigiriya, einem von weitem sichtbaren Felsen. Auf den Gifpel dieses Felsens zog sich König Kassapa im 5. Jh. zurück, nachdem er seinen Vater umgebracht hat um an den Thron zu gelangen. Dort erbaute er sich eine Palastanlage, die er jedoch nicht lange geniessen konnte, da seine Bruder und rechtmässiger Thronfolger diese schleifen liess und Kassapa Selbstmord beging. Die Hauptattraktion sind Wandmalereien in einer Nische des Felsens, die die sogenannten "Wolkenmädchen" darstellen - wahrscheinlich Apsaras.

Die Ruinen der zweiten grossen Königsstadt in Polonnaruwa waren mein nächstes Ziel - die über einige Kilometer verstreut liegenden Ausgrabungen bedingen viel Vorstellungsvermögen. Nur sehr wenige Strukturen sind erhalten, wobei es mir besonders der Rundbau Vatadage angetan hat, der als Aufbewahrungsort der heiligen Zahnreliquie diente. Auch einige Dagobas geben Zeugnis von der Bedeutung des Ortes, der im 13. Jh. aufgegeben wurde.

Nilaveli, 06.11.2004 

Nach dem meine Rundreise in Sri Lanka nun fast vorbei ist und drei Wochen auch eine repräsentative Dauer darstellen, muss ich leider auch Mal das Negative an diesem Land erwähnen: die Bewohner! Die Leute hier sind geldgieriger als die Moskitos lästig. Kein Wort ohne dem Hintergedanken eines finanziellen Vorteils - in den letzten 24 Tagen habe ich genau fünf Singhalesen (im Tamilengebiet war ich ja nicht) getroffen, die wirklich nur reden wollten. Auch die Hilfsbereitschaft hält sich in Grenzen - ich will ja nicht sagen dass sie nicht existiert, aber man muss sie einfordern. Die Tricks einem Touristen etwas zu verkaufen sind vielseitig - oft mit Hilfe von Kindern - und man muss schon aufpassen nicht zu misstrauisch zu werden.

Nach meinem Strandaufenthalt in Nilavelli und einem kurzen Stopp in Trincomalee, einer eher wenig attraktiven Stadt, fuhr ich weiter Richtung Anuradhapura, der ältesten der grossen alten Königsstädte. Von dem ehem. Palästen und Tempeln ist nur mehr wenig zu sehen - nur die grossen Dagobas wurden bzw. werden restauriert und sind heute wieder aktive Tempelanlagen. Das bedeutendste aber ist der Sri Maha Bodhi-Tempel, wo ein 2.200 Jahre alter Ableger des Feigenbaums aus Bodh-Gaya steht, unter dem Budha erleuchtet wurde. Ein anderer faszinierender Tempel ist im nahegelegenen Mihintale zu finden, wo der Mönch Mahinda (ein Sohn der indischen Königs Ashoka) seine erste Predigt hielt und den damaligen König zum Buddhismus bekehrte (die Schwester Mahindas brachte dann den Ableger des Bodhi-Baums nach Sri Lanka).

Nach dieser letzten historischen Stadt fuhr ich in's Bergland nach Nuwara Eliya, die höchste Stadt des Landes auf ca. 2.000 Meter. Dies bedeutetet natürlich auch sehr angenehme Temperaturen von 18-20 Grad. Zwar war das Wetter für Wanderungen wenig ideal, aber den schönen Weg durch den Horton Plains National Park genoss ich trotzdem. Und da in dieser Region auch das Zentrum des Teeanbaus zu finden ist, besuchte ich klarerweise eine der Teefabriken und erschwärte mir das Gepäck mit Tee von hoher Qualität und zu sehr günstigen Preisen. Das Hochland selbst wird auch von den Teeplantage dominiert und nur hin und wieder findet man kleinere Täler, wo Gemüse angebaut wird (jedoch kein Reis).

Via Ella, von wo ich nette Blicke auf die Berglandschaft geniessen konnte, ging es weiter nach Tissa, dem Ausgangspunkt für Touren in den Yala National Park. Dort konnte ich einen wilden Elefanten (aus grosser Entfernung), ein paar Krokodile, Antilopen und viele unterschiedliche Vogelarten sehen.

Im nicht weit entfernten Kataragama befindet sich einer der bedeutendsten Hindu-Tempel des Landes, der aber auch für Buddhisten relevant ist. Die Tempelanlage selbst ist eher unspektakulär, besitzt aber sehr viel Atmoshpäre.

Im Süden der Insel kann man ganz nette Strandgebiete finden, wie in Unawatuna oder Mirissa. Letzterer wird in den meisten Guidebooks als ruhig und abgelegen gepriesen und ist nun komplett überlaufen. Im ca. 5 km entfernt gelegenen Ort Weligama habe ich mich 3 Tage in ein gutes Hotel mit Swimming Pool (gar nicht so leicht zu finden) einquartiert, obwohl dort kein echter Badestrand existiert, da in diesem Teil der  Bucht für die Fischerboote vor Anker liegen und es dementsprechend aussieht. In der Gegend von Matara schaute ich mir auch noch zwei bunte Tempelanlagen an, die von Kolossalstatuen Buddhas dominiert werden. In Galle findet man dann die letzten Reste europäischer Architektur, wobei das netteste ein Spaziergang am Abend entlang der Befestigungsmauer ist, wo man sich dem Strom der Familien anschliesst und den Sonnenuntergang betrachten kann (wenn er durch die Wolken schimmern sollte).

Im Moment schätze ich die Ruhe des Strandes hier in Negombo (nördlich von Colombo). Viel werde ich in diesem Land sicher nicht mehr unternehmen (und ob es Colombo wert ist 3 Stunden im Bus hin und her zu fahren wag ich sehr zu bezweifeln) und bereite mich schön langsam auf die zwei Monate Indien vor.

Negombo, 21.11.2004

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Indien 2004 & 2005 

In Sri  Lanka habe ich dann wirklich nicht mehr viel unternommen, da die Regenschauer immer häufiger wurden, was aber am Strand nicht so stört. In Indien angekommen fuhr ich gleich nach Hassan, das touristisch gänzlich uninteressant ist, aber einige gute Hotels aufzuweisen hat. Der Ort eignete  sich aber sehr gut als Ausgangspunkt für die nächsten Tage, wo ich mir die Tempelanlagen von Halebid, Belur und Sravanabelagola ansah. Die Hoysala-Architektur, in der die Tempelanlagen von Halebid und Belur erbaut wurden, gilt als der Barock Indiens, weil wirklich jede Fläche der Aussenseite verziert wurde, hauptsächlich mit Darstellungen Shivas und den Inkarnationen Vishnus. In Sravanabelagola befindet sich einer der wichtigsten Jain-Tempel. Die Religion der Jains entstand ca. zur gleichen Zeit wie der Buddhismus und ist geprägt von Mitleid und absoluter Gewaltfreiheit. Jains ist jegliches Leben heilig. Die 17 Meter hohe Granitstatue des Gomateshvara zeigt Bahubali und ist die älteste Pilgerstätte der Jains. Bekanntlich handelt es sich hierbei um die höchste monolithische Statue der Welt. Leider ist es für Touristen etwas schwer die Schönheit der Statue zu bewundern, da das umgebende Gebäude eher klein ist und der zentrale Hof natürlich für die Gläubigen reserviert ist.

Nach diesem Ausflug in die Kultur des 10. und 12. Jahrhunderts fuhr ich zurück nach Bangalore - mit einem Express-Bus, etwas an das ich mich nicht erinnern kann in Indien schon mal gesehen zu haben. Express-Busse halten nur bei Busstationen, sind aber manchmal ähnlich voll wie normale Busse. Noch angenehmer sind Deluxe-Busse, die nur zwei Sitzplätze auf jeder Seite haben (wie in Europa üblich) und wo man sein Gepäck eincheckt - diese bleiben nur an ausgewählten Stationen stehen. Leider sind Express-Busse selten und Deluxe-Busse gibt es nur auf ausgewählten Routen.

Bangalore ist die Stadt der New Economy - das Silicon Valley Indiens - und hier findet man auch die schnell anwachsende Mittelschicht des Landes. Das Stadtzentrum ist voll von Boutiquen, die so gut wie alle bekannten Labels verkaufen, sowie westlichen Cafes und Restaurants. Die Stadt selbst hat einige nette Gartenanlagen, aber so gut wie keine kulturellen Highlights zu bieten. Typisch indisch war auch der Taxifahrer, mit dem ich vom Flughafen zum Busbahnhof fuhr, denn obwohl er ein Christ ist, durfte der Ganesha auf der Mittelkonsole des Autos nicht fehlen.

Von Bangalore flog ich nach Delhi, von wo ich gleich weiter nach Chandigarh fuhr. Chandigarh ist die Hauptstadt von zwei Unionsstaaten: Haryana und Punjab. Die Stadt wurde in den 50er-Jahren nach westlichen Kriterien entworfen und das passt halt leider nicht zum indischen Lebensstil - die grosszügig angelegten Grünflächen sind Abfallplätze bzw. Toiletten und die Stahlbetonbauten sind mittlerweile schwarz und hässlich. Die Stadt ist alles, was Indien nicht ist: trostlos, farblos, steril und organisiert. Sehr schön ist der grosse Rosengarten und der Rock Garden des Künstlers Nek Chand, der Skulpturen und eine Kunstwelt aus Industrieabfällen schuf.

Von Chandigarh ging's nach Shimla einer Hill Station auf über 2.100 Meter am Fusse des Himalaya. Und hier ist es herbstlich kühl - vorgestern stieg die Quecksilbersäule nicht über 6 Grad und im 15 km entfernten Kufli gab es 4 cm Neuschnee. Die Stadt hat auf den ersten Blick eigentlich nicht viel zu bieten, aber sie verbreitet das Flair der kolonialen Oberschicht (sie war ja auch der Sommersitz der britischen Regierung). Die 'Mall' ist eine Flanier- und Einkaufsstrasse am Gipfel eines Hügels. Unterhalb  liegen dann die Stadtteile des Middle- und Lower Bazar mit engen Gassen, die voll von kleinen Läden sind. Angenehm ist, dass die Strassen grossteils zu eng für Autos sind und teilw. auch Fahrverbot herrscht, was auch bedeutet, dass man sein Gepäck zum Hotel selber tragen darf - ausser man nimmt sich einen Träger.

Wahrscheinlich bleibe ich noch einige Tage in Himachal Pradesh, doch will ich den echten Wintereinbruch hier nicht miterleben - wer indische Busse kennt, weiss warum ich Schneefahrbahnen als keinen grossen Spass ansehe. Ausserdem beginnt ab Mitte Dezember die indische Oberschicht die Region zu überschwemmen, was die Preise auf europäisches Niveau treibt und da ich mich diesmal entschlossen habe, meine Quartiere eher der günstigen Topklasse zu suchen (ca. 25 EUR) versuche ich solche Hochsaisonzeiten natürlich zu umgehen.

Ach ja, für alle Reisenden sei noch erwähnt, dass der Lonely Planet für Sri Lanka sehr miese Informationen bezüglich der Quartiere bietet und der für Indien auch nicht immer die Qualität des Zimmers trifft (hier ist der Reise Know-How für Nord-Indien ganz gut). Aber die lp-Infos über die Plätze, die es zu sehen gibt (insbesondere in der Umgebung) sind wie immer ganz gut.

Shimla, 03.12.2004

Nach dem kolonialen Shimla entschloss ich mich nach McLeod Ganj zu fahren - der Ort hat mit dem Film Highlander nichts zu tun und ist besser bekannt unter dem Distriktnamen Dharamsala. Seit 1960 lebt der Dalai Lama hier und mit ihm einige tausend Exil-Tibeter, so dass der Ort ein bevölkerungsmässig tibetanisches Flair in einer bautechnisch indischen Stadt verbreitet. Am stärksten spürt man dies am Rundweg um die Residenz seiner Heiligkeit - einem gemütlichen Waldweg am Berghang entlang und das vor der Kulisse der schneebedeckten Himalayagipfel, die über 4.000 Meter in den Himmel ragen. Man kann nicht anders als beeindruckt von den älteren Leuten sein, die nur mühsam am Stock gehend andächtig und trotzdem guten Mutes die Gebetsmühlen drehen. Natürlich bringt ein Ort wie McLeod auch viele Touristen mit sich, die Medidations-, Yoga- und Massagekurse besuchen oder tibetanisch kochen lernen. Und sehr viele versuchen bei Schokoladekuchen und Schwarzwälder-Torte (ohne Kirsch), die es hier in den zahlreichen Bakeriers gibt, ihre Erleuchtung zu finden und bleiben über Monate hier.

Danach fuhr ich in die noch höher gelegene Hill Station von Dalhousie, wo ich mich nicht sehr lange aufhielt, da es keine Chance gab nach dem Sonnenuntergang sich wieder irgendwie aufzuwärmen - ein Abendessen bei 13 Grad und natürlich auch kein wärmendes Zimmer sind sogar für meine Verhältnisse definitiv zu kalt. Ich war, so glaube ich zumindest, der einzige westliche Tourist der um diese Jahreszeit den Ort besuchte.

Bei der Busfahrt nach Amritsar verdreckte mein Rucksack so stark, dass er kaum wiederzuerkennen war und er roch auch fantastischerweise nach Benzin - einen Geruch den mein Gepäck wohl nicht mehr los werden wird. Dies fällt jedoch auf den breiten Strassen der Stadt mit meterbreiten Schmutz- und Staubstreifen nicht weiter auf. Das religiöse Zentrum der Sikh hat neben dem legendären Goldenen Tempel auch sehr wenig sehenswertes zu bieten. Der wunderschöne Tempel der Sikh gehört sicher zu den schönsten Gebäuden der Welt. Dazu kommen noch die Massen an Gläubigen, die den See umrunden bzw. dort das zeremonielle Bad verrichten - ein Vorteil wenn man am Wochenende hier ist, dafür war es auch unmöglich das Adi Granth (heilige Buch) zu sehen, da die Schlange der Menschen einige Stunden Warten im ärgsten Gedränge bedeutet hätte. Solche Menschenmassen ziehen natürlich auch Taschendiebe an und so kam es zum ersten Mal auf meinen Reisen zum Versuch mir meine Geldbörse zu stehlen - hat aber eh nicht funktioniert. Unweit des Tempels befindet sich die Gartenanlage Jallianwalla Bagh - eine Erinerrungsstätte an eines der grausamsten Massaker der Briten an friedvollen Demonstranten. Ein Ereignis, dass z. B. Mahatma Gandhi zu einer kompromissloseren Haltung im Unabhängigkeitskampf bewegte (gut dargestellt im Film Gandhi).

Ein Schauspiel der besonderen Art kann man in Wagah bewundern. Hier an der indisch-pakistanischen Grenze wird täglich um 16:00 Uhr die Grenze geschlossen, dabei marschieren Soldaten mit finseren Minen und lautem (wie auch optisch aufwändigem) Schritt auf jeder Seite den ca. 100 Meter langen Weg zum Grenzbalken ab, um dann langsam die Fahnen einzuholen. Das ganze wäre ja nicht so komisch, wenn man nicht Tribünen auf jeder Seite der Grenze gebaut hätte, wo hunderete Inder bzw. Pakistani ihre Leute laut mit Sprechchören und mit Fahnen schwenken anfeuern - wie bei einem Fussballspiel.


Mit dem Zug (endlich hatte ich diese bequeme Möglichkeit) fuhr ich weiter in die Hauptstadt Delhi. Da ich schon vor einigen Jahren hier war, schaute ich mir einige kleinere Sehenswürdigkeiten an, wie das im 18. Jh von Jai Singh II erbaute Observatorium (eine kleinere Ausgabe von Jaipur), das National Museum, den Ort an dem Mahatma Gandhi erschossen wurde und einige kleinere Grabanlagen (keine so prächtig, wie die des Humayun).

Mit dem Flieger ging's weiter nach Kolkata (vorm. Calcutta) - eine Stadt, die alle anderen indischen Städte übertrifft, wenn es um Dreck, Armut, Lärm und Luftverschmutzung geht. Trotzdem ist die Stadt nicht ohne Flair, denn die Menschen haben eine lebensfreudige Einstellung - es wird bei weitem nicht so viel gebettelt, wie man befürchtet und oft gibt es ein einfaches "Hello" mit einem Lächeln. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt sind gänzlich unspektakulär - der Weg dorthin, vorbei an den Menschen macht diese Stadt so besuchenswert.

Leider sind finsteren Barlöcher hier immer voll klimatisiert (und ein Bier am Abend muss schon sein), was bei mir zu einer heftigen Verkühlung fürte, etwas das die negativen Seiten der Stadt sehr anstrengend erscheinen lässt.

Ich musste auch die Erfahrung machen, dass Langstreckenzüge oft komplett ausgebucht sind (bei manchen Zügen gibt den ersten freien Platz am 22.1.2005) und so musste ich wieder einen Flug buchen (13-16 Stunden Busfahrt stehen nicht zur Diskussion) - ein, wenn es so weitergeht teueres Vergnügen, ausserdem sieht man so auch sehr wenig vom Land.

Ich hoffe mich in Orissa etwas entspannen zu können, denn nach Amritsar, Delhi und Kolkata bin doch etwas geschlaucht - ja direkt urlaubsreif.

Obwohl Weihnachten eines der unindischsten Feste ist, sind viele der besseren Geschäfte geschmückt und ich fand im New Market eine ganze Marktgasse mit buntem  und glitzernden Weihnachtsschmuck - auch das ist so typisch für dieses Land. Ich bin gespannt, was sich hier in einer Woche tun wird, aber möglicherweise ist das ganze ja auch auf die grossen Städte beschränkt.

Kolkata, 18.12.2004

Hier in Puri ist es zwar sehr unweihnachtlich - ein 'zig Meter breiter Sandstrand, der sich über einige Kilometer erstreckt und weit und breit kein Schattenspender (sprich Baum) und das bei um die 30 Grad - aber es hat eine sehr ruhige Atmosphäre, trotz der urlaubenden Inder (es ist auch hier gerade Ferienzeit). Die meisten indischen Familien fahren aber am 25. 12. heim um dort Weihnachten zu feiern - verrückte Welt.

Ich wünsche allen Schöne Weihnachten und ein geruhsames Fest.

Jürgen

Puri, 24.12.2004

Es freut mich soviele Kommentare auf dieser Seite lesen zu können. Die Tsunami-Meldung hat nicht nur bei den Menschen in Europa Betroffenheit geweckt, aber die Inder sehen solche Dinge anders - z.B. traf ich heute Leute aus Chennai, die relativ locker feststellten, dass halt ein Teil der Stadt am Strand zerstört ist, aber das ist es auch. Für ein Land mit einer Milliarde Menschen sind 10.000 Tote zwar eine Katastrophe, aber auch kein Massensterben. Und Inder reagieren so und so anders, als es der westliche Europäer oft erwartet.

So nun aber zur Reise, denn die Nachrichten kann man in Österreich sicher besser verfolgen, als auf dieser Seite - und Informationen aus erster Hand habe ich Gott sei Dank ja auch keine.

Von Kolkata flog ich nach Bhubaneswar, der Hauptstadt Orissas. Die Stadt besteht hauptsächlich aus staubigen Strassen und Tempeln - zumindest im touristisch interessanten Gebiet um den Bindu Sagar-Teich. Fast alle Tempel stammen aus dem 8. bis 12. Jh. und sind mit zahlreichen Skulpturen geschmückt, leider ist der bedeutendste Tempel nur für Hindus zugänglich. Viele der Skulpturen sind jedoch schon stark beschädigt und Restaurierungsarbeiten benötigen viel Zeit (insbesondere in Indien).

Noch verwitterter wirken die Verzierungen an den Höhlen von Udaygiri, die im frühjainistischen Stil gestaltet wurden. Ganz nett fand ich die Idee König Kharavelas seine Lebensgeschichte an der Decke einer Höhle in einer 117-zeiligen Inschrift zu glorifizieren. Im nicht weit entfernten Dhauli fand man eine andere Art von Inschrift - eine der bedeutenden Felsedikte König Ashokas, der mit diesen versuchte eine moralische (buddhistische) Grundlage in seinem Reich zu schaffen. Heute befindet sich hier eine strahlend weisse Friedenspagode und ein Hindutempel mit sehr um Spenden bemühten Priestern.

Die Tage um Weihnachten verbrachte ich in Puri. Kulturelles gibt es in diesem Ort nicht vieles zu sehen und der sehr bedeutende Jagannath-Tempel darf nur von Hindus betreten werden (ist hier so eine Mode). So beschränkte sich mein Aufenthalt auf den Strand. Es handelt sich nicht um einen Bilderbuchstrand, da er zwar breit und einige Kilometer lang ist, aber keine Bäume, Palmen oder künstliche Schattenspender aufweist. Ausserdem wird er hauptsächlich als Toilette verwendet und man muss schon schauen wo man hinsteigt (nach der Flut ist es meistens besser). Schwimmen ist wegen der gefährlichen Strömungen nicht empfehlenswert - die Wellen am flachen Sandstrand kann man aber trotzdem geniessen. Da auch in Indien um Weihnachten Ferien sind, war der Strand mit einheimischen Touristen gefüllt. Viele Inder gehen mit ihrer Kleidung baden (Wasser bis zu den Knien oder Hüfte). Bei Männern ist das nicht so streng, aber es führt auch dazu, dass westliche weibliche Touristen im Badeanzug zu einer Attraktion (bei den männlichen Indern) werden.

Das Weihnachtsfest war nicht wirklich merkbar hier. Zwar feiern Inder alle Feste aller Religionen, aber dieses beschränkt sich auf das Verteilen von Geschenken an die Kinder (sehr amerikanisch dominiert). Ich selbst habe auch nicht viel mitbekommen, da die Entzündung im Hals/Ohren-Bereich gerade am Höhepunkt war und ich eher das Bett hütete als feiern zu gehen.

Östlich von Puri befindet sich einer der schönsten Tempelanlagen Indiens in Konark. Der Tempel ist dem Sonnengott Surya geweiht und ist in Form eines 24-rädrigen Prozessionswagens gestaltet. Ob die Anlage jemals genutzt bzw. fertiggestellt wurde ist unbekannt. Der Hauptturm ist inzwischen eingefallen und nur mehr der Tempelvorbau ist erhalten. Am bekanntesten sind die fast 3 Meter hohen Wagenräder, die mit zahlreichen Motiven übersät sind. Auch steht Konark im Bereich der erotischen Darstellungen Khajuraho um nichts nach - und alle Führer weisen fleissig darauf hin.

Von Puri (Konark machte ich als Tagesausflug) nahm ich ich den Zug nach Gaya. Die Fahrt dauerte 18 Stunden (über Nacht) und ich fuhr gleich weiter nach Bodhgaya. Bodhgaya ist der wahrscheinlich heiligste Ort der Buddhisten, da hier Siddharta Gautama nach siebentägigen meditieren unter dem Bodhi-Baum vollkommene Erleuchtung fand und damit zum Buddha wurde. Der ursprüngliche Baum wurde leider zerstört und der heutige ist ein Ableger aus Anuradhapura (Sri Lanka). Jede Nation, in der der Buddhismus von Bedeutung ist, hat einen Tempel oder ein Kloster in der Gegend um den Mahabodhi Mahavihara (Tempel mit dem Bodhi-Baum) errichtet - und somit entstand ein Ort. Am beeindruckendsten sind die zahlreichen tibetanischen Mönche. Auch der Dalai Lama verbringt den Winter zumeist in Bodhgaya und nicht im kalten Dharamsala (leider war er entweder nicht hier oder es fanden keine öffentlichen Audienzen statt). Silvester verbrachte ich beim japanischen Tempel, wo das Jahr mit der Tempelglocke eingeleutet wurde.

Mit zwei jungen Indern, die einer Schule für arme Kinder und Waisen helfen, unternahm ich einen Tagesausflug nach Rajgir und Nalanda. In Rajgir kann man mit einer lieben Seilbahn - für indische Touristen eine echte Attraktion - zu einer schönen, von Japan erbauten, Stupa auf den Geierhügel fahren und wenn man will sich um Wasser an den heissen Quellen anstellen (oder gegen Spenden es von Priestern übergeleert bekommen).

Nalanda war einst das geistige Zentrum Indiens. In der von Ashoka gegründeten Universität fanden zwischen dem 6. und 9. Jh. über 10.000 Stundenten und 2.000 Lehrer Platz. Heute kann man nur mehr die Überreste der aus Ziegeln erbauten Gebäude sehen und man benötigt viel Vorstellungsvermögen - trotzdem sind die Ruinen sehr beeindruckend (für meine indische Begleiter war es eher fad).

Nun bin ich Varanasi (Benares) angekommen, wo ich ja vor 8 Jahren (Stefanie bitte korrigiere mich, wenn das falsch sein sollte) schon mal war und wahrscheinlich werde ich nach Madhya Pradesh weiterfahren.

Varanasi, 02.01.2005

Nun sind auch schon wieder drei Monate um und zur Musik von Shankar & Menuhin schreibe ich die letzte Meldung von dieser Reise.

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja - die heilige am Stadt am Ganges - Varanasi. Ein Ort der unmöglich zu beschreiben ist. Hier findet man alles, was Indien ausmacht - nur sehr intensiv, egal ob es sich um Lärm, Schmutz, Tempel, Saddhus, Spiritualität, lästige Händler oder friedvolle Orte handelt - das alles kann man hier innerhalb von fünf Minuten entdecken. Sie lädt zum Verweilen ein und gleichzeitig will man dem Wunsch nachkommen, so schnell wie möglich von hier weg zu kommen.

Von diesem Kaleidoskop der indischen Lebenskultur fuhr ich mit dem Nachtzug nach Orchha, ein kleiner Ort am Betwa-Fluss. Dort schaute ich mir die gut erhaltenen Palast- und Tempelstätten der Bundela-Dynastie an, die alle im Stil der Moghularchitektur erbaut wurden und im Gegensatz zu den bekannten Plätzen in und um Agra sind hier nur wenige Touristen zu finden und das trägt viel zum Charme dieses mittelalterlichen Ortes bei.

Vom verträumten Orchha fuhr ich in die moslemisch dominierte Stadt von Bhopal, die Mitte der 80er-Jahre durch einen Chemie-Unfall in die internationalen Schlagzeilen geriet. Die Fabrik eines amerikanischen Batterieherstellers, die den Unfall verursachte ist mittlerweile geschlossen, der Hersteller unter einem anderen Namen in Indien wieder aktiv und die Zahlungen an die betroffene Bevölkerung grossteils nicht geleistet. Die Stadt selbst kann mit einem gewaltigen See und einigen netten Moscheen aufwarten, ist touristisch aber eher uninteressant, doch stellt sie einen sehr guten Ausgangspunkt für einen Tagesausflug nach Sanchi dar. Sanchi war eine der bedeutendsten buddhistischen Zentren zur Zeit Ashokas und geriet nach Niedergang des Buddhismus in Indien in Vergessenheit. Die restaurierten Stupas, Toranas (Tore) und Säulen in einer sehr friedvollen Atmosphäre werden dem ursprünglichen Gedankengut der Religion gerecht und ich verbrachte hier wesentlich mehr Zeit als die Stunde, die eine reine Besichtigung der Ausgrabungen in Anspruch nehmen würde. Kleine Episode am Rande: bei der Rückfahrt nach Bhopal brach am Ambassador (Autotyp von Hindustan Motors) ein Bolzen zwischen Vorderrad und Achse aufgrund der miserablen Strassenverhältnisse (natürlich irgendwo im Nirgendwo).

Nach dem ruhigen Sanchi ging's nach Ujjain. Ujjain ist eine der vier heiligen Städte in denen alle zwölf Jahre der Kumbh Mela stattfindet, welches das grösste religiöse Fest der Welt ist. Aber auch in der Zeit dazwischen kann man hier ein buntes (für Indien) ruhiges Treiben von Pilgern beobachten, die zumeist den Mahakaleshwar-Tempel besuchen, in dem einer der zwölf Jyotrilingam zu finden ist, von dem besondere Heilkräfte ausgehen sollen.

Nach dem lebendigen Ujjain besuchte ich die verlassene Festungsstadt Mandu, wo man die Ruinen der Hauptstadt des Malwareiches aus dem 15. Jh. bewundern kann. Es verlangt allerdings viel Vorstellungskraft sich die gewaltigen Palastanlagen vorzustellen, in denen einmal ein Harem mit 15.000 Frauen, die der Fürst Giyas-ud-Din gehabt haben soll, bevor er im Alter von 80 Jahren von seinem Sohn (Thronfolger) vergiftet wurde, Platz gehabt hat.

Das in der Reiseliteratur als Mini-Varanasi gepriesene Omkareshwar war mein nächstes Ziel. Das Wort "Mini" stimmt vollkommen, obwohl auch hier einer der bedeutenden Jyotrilingam zu finden ist, kann man nur wenige Pilger beobachten, die die Reise zu dem abseits gelegenen Ort antreten.

Zu guter Letzt machte ich mich doch nach Goa auf und hatte mit der dort herrschenden Hitze von über 30 °C zu kämpfen, da die Wochen davor ja angenehm kühl waren. Der Freitagsmarkt in Mapusa ist eine Mischung aus indischem Allerleimarkt mit Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch, Kleidung, Haushaltartikel usw. und Souvenirständen (Massentouristenkram), hat aber seinen Flair trotz der Touristen erhalten können. Die portugiesische Kolonialarchitektur die man in Panaji und Old Goa sehen kann und einige Hindu-Tempeln in der Gegend von Ponda locken auch einige (meist unpassend gekleidete) Touristen von den Stränden in das Landesinnere. Nachdem ich die verhaltensgestörten Touristen in diesen Städten als äusserst unangenehm empfand suchte ich einen ruhigeren Strandabschnitt zum Abschluss der Reise und fand diesen bei Arossim in Süd-Goa. Leider hat diese Ruhe auch ihren Preis, da es hier nur Fünf-Stern-Ressorts gibt (zwei um genau zu sein).

Beim Rückflug legte ich noch zwei Stops ein, der erste war in Mumbai (Bombay) und der zweite in Dubai. In Mumbai war ich ja schon vor einigen Jahren und schaute mir diesmal nur die Höhlen auf der vorgelagerten Insel Elephanta an, die Shiva geweiht sind. Im Normalfall sollte man an einem Wochenendtag von einem Besuch der Höhlen Abstand nehmen, da viele Inder die Boote überschwemmen, doch der Tsunami verängstigte die Leute so, dass nur wenige Ausflugsboote die einstündige Fahrt unternahmen. Von Dubai habe ich dann leider wenig gesehen, da der Flieger Mumbai mit beachtlicher Verspätung verliess und ich dadurch erst in der Nacht ankam und in der Früh schon wieder weiter musste. Doch wirkte mir die Stadt sehr einladend und ist sicher einen längeren Besuch wert.

Wien, 23.01.2005


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